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Kriens – von den Anfängen bis zur Gegenwart

Der Dorfplatz von Kriens mit der altehrwürdigen «Linde».

Das Gebiet von Kriens ist ein Teil der stark gegliederten voralpinen Molasselandschaft. Seine wichtigsten Charakterzüge erhielt es während der zweiten Zwischeneiszeit, in welcher das Tal entstand. Die letzte Eiszeit brachte die entscheidenden Verbreiterungen und Vertiefungen des Tals. In der Ebene zwischen Luzern, Horw und Kriens erstreckte sich der Egelberggletscher. Er staute das Wasser des Krienbachs zu einem See, der seinen Abfluss auf der Höhe der Renggschlucht hatte, wo sich ein Wasserfall in den tiefer liegenden Littauersee ergoss. Wichtig für die Formung der Landschaft waren die Einwirkungen der verschiedenen Bäche, vor allem des Krienbachs. Dieser wurde nicht nur für Kriens, sondern auch für die naheliegende Stadt Luzern zum Schicksalsbach. Immer wieder stellte er mit seinen Ausbrüchen und Überschwemmungen die Existenzgrundlage der Talbewohner in Frage, riss Häuser und Scheunen weg und verwüstete Wiesen und Äcker.

Der Name

Der Ursprung und die Bedeutung des Ortsnamens Kriens sind nicht mit Sicherheit feststellbar. Möglicherweise ist er auf das indogermanische Wort (s)keri, das «scheiden», «trennen» bedeutet, zurückzuführen. Seine lautliche Form erhielt der Name in keltischer Zeit, d.h. vom 4. vorchristlichen Jahrhundert an, wandelte sich dann vermutlich zum gallorömischen «Crientas», woraus dann das allemannische «Chrientes» wurde. Diese älteste erhaltene Namensform ist in einer Urkunde aus dem 9. Jahrhundert enthalten. 

Besiedlung durch die Alemannen

Das Krienser Tal war recht unwirtlich, weshalb es die Kelten und Römer mieden. Erst die Alemannen, die um das Jahr 500 den Rhein überschritten und etwa 200 Jahre später den Vierwaldstättersee erreichten, liessen sich um 750 in Kriens nieder. 
Besiedlung und Nutzung des Bodens waren je nach Lage verschieden. Die schattigen, teilweise stark vernässten Lagen am Pilatus führen am unteren Hang zum Namen Schattenberg. Zwischen Schattenberg und Sonnenberg ist heute noch ein Vegetationsunterschied von rund 14 Tagen feststellbar. Die Alemannen waren Christen, gehörten zum fränkischen Reich, kannten den Grundbesitz und eine feudale Gesellschaftsordnung. Sie verfügten über differenzierte Erfahrungen in Ackerbau und Viehzucht und brachten nicht zuletzt eine neue Sprache mit. Damit trugen sie wesentlich dazu bei, dass die romanisch-deutsche Sprachgrenze ihren heutigen Verlauf erhielt und das spätere Dorf die deutsche Form seines Namens.

Grundherrschaften

Die Bewohner von Kriens besassen den Boden, den sie bewirtschafteten, nicht im vollen und unmittelbaren Sinne, sondern unterstanden bereits im 8. Jahrhundert einer Grundherrschaft. Das Gebiet «in Chrientes» gehörte einer adeligen Familie, deren letzte Vertreterinnen, die Schwestern Ata und Chrimhild, es in den achtziger Jahren des 9. Jahrhunderts dem Kloster Luzern schenkten. 
Das Kloster Luzern wurde später abhängig vom Kloster Murbach im Elsass und geriet in der Folge unter den Einfluss der Habsburger. Rudolf von Habsburg erwarb 1291, im Jahre der Gründung der Eidgenossenschaft, den Besitz des Klosters Murbach in und um Luzern.

Weg in die Eidgenossenschaft

Nach dem Kauf wurde die Stadt in ihren Rechten zunehmend eingeschränkt, vor allem durch den habsbrugischen Vogt von Rothenburg. Die führenden Kreise Luzerns bemühten sich vergeblich um die Wiederherstellung ihrer wohlerworbenen Rechte, weshalb sich Luzern am 7. November 1332 mit den Waldstätten Uri, Schwyz und Unterwalden zum Vierwaldstätterbund, der auch Luzerner Bund genannt wird, zusammenschloss.
Nach dem Sempacher Krieg im Jahre 1386 ging die Macht über Kriens und andere Gebiete weitgehend an die Stadt Luzern über. 1416 erwarb die Stadt den Meierhof Kriens und trat damit die volle Herrschaft an. Die Krienser wurden dadurch, obwohl sie dazu nichts zu sagen hatten, «Eidgenossen». Kriens unterstand einem städtischen Vogt und bildete ab 1421 zusammen mit Horw und dem Eigental eine Vogtei, die bis Ende des 18. Jahrhunderts Bestand hatte.
Von 15. bis ins 19. Jahrhundert wurden in Kriens auch Bodenschätze wie Eisenerz am Pilatus und Braunkohle am Sonnenberg abgebaut. Massgebend für die Entwicklung des Gewerbes und später der Industrie war der Krienbach, dessen Wasserkraft die Maschinen antrieb. Vom Obernau bis hinunter nach Luzern siedelten sich zahlreiche kleinere Gewerbebetriebe an. 

Zusammenbruch der alten Ordnung

Die Französische Revolution von 1789 zeigte Folgen bis in die Schweiz hinein. In der Helvetik verlor der Kanton Luzern seinen Status als selbständiges Staatswesen; er wurde in Gemeinden, sogenannte Munizipalitäten, und Distrikte aufgeteilt. 
In dieser Zeit entstand der Dualismus innerhalb der Gemeinde, indem die Munizipalgemeinde als politische Gemeinde aller Einwohner sowie die Anteilhabergemeinde mit den Bürgern des Ancien régime geschaffen wurden. Aus der Munizipalgemeinde erwuchs die spätere Einwohnergemeinde, aus der Anteilhabergemeinde die Ortsbürgergemeinde, die erst 1992 aufgehoben und in die Einwohnergemeinde Kriens eingegliedert wurde. Schon 1803 brach die Helvetik zusammen, und die Patrizier übernahmen wieder die Macht. 
Der Helvetik folgte 1803 die Mediation, eine recht unruhige Zeit, in der die Vorherrschaft der patrizischen Familien durch eine repräsentative Demokratie abgelöst wurde.

Aufbruch in die Neuzeit

1848 wurde die Bundesverfassung, die den bisherigen Staatenverbund der Kantone in den Bundesstaat umwandelte, mit 40 Prozent Ja gegen 15 Prozent Nein angenommen. 45 Prozent der stimmberechtigten Bürger, die allerdings nur 19 Prozent der Bevölkerung ausmachten, gingen nicht an die Urnen - schon damals gab's offenbar eine «schweigende Minderheit». Grossen Einfluss auf die Entwicklung der Gemeinde hatte der 1873 gegründete Krienser Fortschrittsverein, der bis weit ins 20. Jahrhundert hinein das eigentliche Sprachrohr der Bevölkerung war. So erreicht er 1874 die Beleuchtung der Strassen mit Öllampen und 1888 die Elektrifizierung der Beleuchtung, aber auch Neuerungen in sozialer Hinsicht. Mit dem Aufkommen der politischen Parteien schwand der Einfluss des Fortschrittsvereins; er wurde in den Verkehresverein umgewandelt. 
Den Ersten Weltkrieg überstand die Gemeinde mehr schlecht als recht. Von der nachfolgenden Krise wurde sie schwer getroffen und war in den dreissiger Jahren das Dorf mit der höchsten Zahl an Arbeitslosen im Kanton Luzern.

Anschluss an Luzern? 

Die Gemeindefinanzierung geriet in einen eigentlichen Notstand. Kriens versuchte deshalb, sich an die Stadt anzulehnen. Mit 1'267 Ja zu 253 Nein stimmten 1934 die Krienser der Eingemeindung in die Stadt zu. Die Verhandlungen mit der Stadt zogen sich jedoch in die Länge und verliefen schliesslich im Sand. Als später in der Stadt der Wunsch nach Eingemeindung der Vorortsgemeinden wach wurde, lehnten dies Krienserinnen und Krienser im Jahr 1946 samt und sonders ab, da sich ihre Verhältnisse inzwischen wesentlich verbessert hatten.

Wachstum der Gemeinde

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts zählte Kriens um die 2'000 Einwohner. Die industrielle Entwicklung begann im Jahre 1845, als August Bell, Goldschmied in Luzern, in Kriens einen Betrieb für Pferdehaarflechterei einrichtete. Aus einer Reparaturabteilung für die eigenen Maschinen entstand zehn Jahre später, 1855, eine mechanische Werkstätte, die schon bald mit der Herstellung von Grossmaschinen begann. 1859 fabrizierte Bell die erste Wasserturbine und ein Jahr danach die Papiermaschine . Später folgten der Stahl-, Brücken-, Behälter-, Seilbahn-, Kran- und Eternitmaschinenbau.
Im Jahre 1900 waren es bereits 5949 Einwohner. Der Kriegszeit im 19. Jahrhundert beeinträchtigte Kriens nicht mehr als andere Orte. Bemerkenswert ist, dass während des Zweiten Weltkriegs die Braunkohlevorkommen im Sonnenberg wieder abgebaut wurden. In der dem Krieg folgenden Konjunktur mit Vollbeschäftigung und dem Zuzug von Gastarbeitern entwickelte sich Kriens enorm. Diese Periode ist gekennzeichnet durch eine starke Zunahme der Bevölkerung. 

Bevölkerungsentwicklung

Nach dem Zweiten Weltkrieg baute die Gemeinde ihre Infrastrukturen zielstrebig aus, was dazu führte, dass sie heute eine der beliebtesten Wohngemeinden der Agglomeration Luzern ist. Um 1950 war Kriens, wenigstens statistisch gesehen, mit 9705 Einwohnern schon fast eine Stadt. Rein statistisch gesehen hätte Kriens seit dem 31. Oktober 1951 Anrecht darauf, als Stadt zu gelten. Im Obernau kam Franz Müller als 10'000. Einwohner von Kriens zur Welt. Danach setzte ein sprunghaftes Wachstum ein, indem die Bevölkerung innert 10 Jahren um 4'355 Einwohner auf 14 120 im Jahre 1960 zunahm. Wiederum 10 Jahre später, 1970, wurde die Grenze von 20 000 Einwohnerinnen und Einwohnern überschritten. Danach flachte das stürmische Wachstum merklich ab; in den folgenden zehn Jahren stieg die Einwohnerschaft nur noch um 1'035 Personen, was im Jahre 1980 eine Einwohnerzahl von 21'229 ergab. Die Volkszählung von 1990 wies 22'779 Einwohner aus, anfangs 2000 wohnten in Kriens 24'353 Frauen, Männer und Kinder, 2010 waren es über 26'000.

Seit dem 1.1.2019 bezeichnet sich Kriens offiziell als Stadt, nachdem das Krienser Stimmvolk dies im März 2017 mit einer Mehrheit an der Urne so bestimmte und damit der Entwicklung von Kriens mit einer feststellbaren Urbanisierung Rechnung trug. 

Zusammenfassung aus: Kriens – von den Anfängen bis zur Gegenwart. Christine Barraud/Alois Steiner

Literatur zum Thema

  • KRIENS – von den Anfängen bis zur Gegenwart (Barraud/Steiner)
  • KRIENS für Zeitgenossen (2003, Verlag Brunner)
  • KRIENS in alten Ansichten  (1991, Verlag Brunner)
  • Bauernhöfe von damals (Jürg Studer, 2012, Verlag Brunner)