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«Die Stadt Kriens soll farbig werden»

Krienser Schulklassen haben sich Gedanken zur räumlichen Entwicklung ihrer Gemeinde gemacht. Mitte Mai überbrachten sie erste Visionen und Anregungen in ein Ideenbüro vor dem Stadthaus. Die Anregungen sollen in die laufende Revision der Ortsplanung einfliessen.

Die jungen Stadtplanerinnen und Stadtplaner sind gespannt. In einem weissen Umschlag gelangen ihre Visionen und Anregungen ins Krienser Stadthaus. Auf einem Pult kommt ein schwarzer Stempel drauf. Dann wird dieses geöffnet, die Zettel darin gesichtet und auf drei Stellwände verteilt. 150 Schülerinnen und Schüler der Unterstufe haben in den vergangenen Wochen den Arbeitsauftrag erhalten, Ideen für die Ortsplanung Kriens zu sammeln, Visionen für das Kriens 2033 zu entwickeln und sich über ihre Lieblingsorte Gedanken zu machen. Draussen wird die Ist-Analyse gemacht. Die Freiräume in Kriens schneiden am besten ab – dazu gibt es viele grüne Zettel an den Wänden. Spielplätze, das Parkbad, die Krienseregg stehen hoch im Kurs. Beim Thema Mobilität hingegen sehen die Kinder rot: laut, grau, gefährlich und verstopft seien die Strassen. Und es gebe zu wenig Fussgängerstreifen.

Die Kinder sind begeistert

Im Unterricht haben die Kinder an diesem Projekt gearbeitet. «Ich konnte sie beim Ideen sammeln fast nicht mehr stoppen. Alle wollten in die Delegation, die unsere Ergebnisse ins Stadthaus brachte», sagt die Lehrerin Simone Schleiss, die im Amlehn-Schulhaus eine 2. Klasse unterrichtet. Mit der Revision der Ortsplanung werden wichtige Weichen für ein lebenswertes und nachhaltiges Kriens gestellt. Dazu sollen auch Kinder und Jugendliche einbezogen werden. Die Stadt Kriens will ihnen eine Stimme bei der räumlichen Entwicklung geben. Dieser Prozess soll kein partizipatives Feigenblatt sein, sondern wichtige Stimmen bei der Planung und Entwicklung einer lebenswerten Stadt Kriens einholen.

Die Erwachsenen könnten über Parteien, Verbände auf die Politik Einfluss nehmen, erklärt der Krienser Bauvorsteher Maurus Frey, der diesen Anlass vor dem Stadthaus mitverfolgt: «Kinder und Jugendliche haben diese Plattformen noch nicht. Wir wollen ihnen im Rahmen dieser Kinderpartizipation die Möglichkeit geben, ihre Wünsche und Anregungen direkt in die räumliche Entwicklung einfliessen zu lassen».  Es ist nämlich die jüngste Generation, die den Raum am längsten erleben wird. Damit aber nicht nur die Kinder und Jugendlichen in Kriens von dieser Planung profitieren, erarbeitet die Stadt mit Förderung des Bundes einen Musterprozess einer solchen Kinderpartizipation. Dieser wird detailliert dokumentiert und mit einer Toolbox auch für andere Gemeinden zugänglich gemacht.

Kriens ist «Kinderfreundliche Gemeinde»

Kriens ist seit Oktober 2018 mit dem UNICEF-Label «Kinderfreundliche Gemeinde» ausgezeichnet. Dies soll mit verschiedenen Massnahmen gesichert werden. Das Konzept für die Partizipation von Kindern und Jugendlichen in der Ortsplanungsrevision wurde zusammen mit SpielRaum entwickelt. «Kinder sind Expertinnen und Experten ihrer Freiräume, in welchen sie sich aufhalten und bewegen. Sie sollen bei unseren Planungsprozessen nicht nur mitreden, sondern auch mitwirken», erklärt Projektleiterin Luca Jenal von SpielRaum. Mit viel Erfahrung und einem breiten Methodenkoffer führen sie altersgerechte Partizipations-Anlässe durch. Die Kinder bringen ihr Wissen, ihre Bedürfnisse und ihre Ideen ein. Zusätzlich führt die Stadt Kriens zusammen mit SpielRaum auch eine Online-Umfrage bei Jugendlichen durch. Auch hier sei das Interesse gross, die Rückmeldungen zahlreich, erklärt Jugendarbeiter Manuel Blum.

Nachdem sie ihre Vorschläge im Ideenbüro eingereicht haben, marschiert die zehnköpfige Gruppe von Lehrerin Simone Schleiss ins Innere des Stadthauses. Auf einer Empore darf jedes Kind einen Button mit einem frechen Spruch als Erinnerung herstellen. «Ich bin Stadtplanerin*in, und du?» «Make Kriens cool again». Dann geht es nach unten in den Keller.  Dort wabert Nebel, harte Bässe dröhnen aus den Boxen. Ballone zeigen das Jahr 2033 an. Bei dieser letzten Station wird die Zukunft von Kriens verhandelt. Die Kinder kleben wiederum ihre Zettelchen auf. Es wird nun visionär: «Die Stadt Kriens soll farbig werden», «Indoor-Spielplätze», «U-Bahn durch ganz Kriens». Alle diese Ideen zum Ist-Zustand und zur Zukunft von Kriens werden in den nächsten Wochen von SpielRaum gesichtet. In einem weiteren Workshop mit den Schülerinnen und Schüler werden sie vertieft und ausgewertet. Schliesslich sollen sie im Herbst als Stimme der Kinder und Jugendlichen in das räumliche Entwicklungskonzept (REK) der Stadt Kriens einfliessen, das zurzeit erarbeitet wird.

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