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Ortsbesuch bei erfolgreichem Autobahn-Kompromiss

Im Zürcher Weindorf Weiningen gab es am Wochenende Besuch aus Kriens. Eine Delegation des Stadtrates, des Krienser Komitees BypassPlus und der Krienser Projektgruppe machte sich in Weiningen im Gespräch mit den Verantwortlichen ein Bild, wie beim Bau der neuen Gubrist-Röhre eine städtebauliche Verbesserung erreicht wurde.

Besuchende und Besuchte auf der Informationsplattform über der (ehemaligen) Baustelle

Die Gemeinsamkeiten sind offensichtlich: Sowohl in Weiningen als auch in Kriens setzt das Bundesamt für Strassenbau ASTRA ein grosses Autobahnprojekt um.  An beiden Orten wuchs aus dem Widerstand gegen das Bauvorhaben die Vision, nicht das Projekt zu verhindern, sondern die negativen Folgen für die Bevölkerung der Standortgemeinde so weit wie möglich zu minimieren.

Deshalb wurde das ASTRA-Projekt in Weiningen auch bald als «Chance Gubrist» erkannt: Wie in Kriens waren die Lösungsansätze der Gemeinde eine gute Grundlage, um mit dem Kanton und dem ASTRA auf Augenhöhe zu verhandeln. Bund (ASTRA), Kanton und Gemeinde suchten gemeinsam nach einer tragfähigen, von allen akzeptierten Kompromisslösung.

In Weiningen wird inzwischen gebaut: Die dritte Tunnelröhre ist fertig. Mit einer 100 m langen Überdachung und einer Verschiebung der Autobahneinfahrten wurden die städtebaulichen Auswirkungen der Autobahn auf Weiningen minimiert. Auch eröffnete die Überdachung der Autobahn der Gemeinde Weiningen die Möglichkeit, ohne Verlust von wertvoller Siedlungsfläche den neuen Werkhof und einen neuen Feuerwehrstandort zu realisieren.

Während der Bauzeit waren lokal Einschränkungen nicht zu vermeiden. Zusammen mit dem ASTRA mussten laufend Lösungen entwickelt werden. Die Verkehrsführung während der Bauzeit war damit ein kontinuierlicher Prozess, der alle beteiligten forderte.

Kern des Erfolges in Weiningen, das wurde beim Besuch der Krienser Delegation deutlich, war die Bereitschaft aller Beteiligten zu einer konstruktiven Lösungssuche. Angestossen hatte diese Lösungssuche der lokale Widerstand, zum Erfolg führte ihn die Kompromissbereitschaft aller beteiligten Partner – auch wenn letztlich mit dem Bundesgericht eine juristische Instanz die Richtung vorgab. Trotz hartnäckigen Verhandlungen suchten die Weininger immer den Kompromiss: «Wir wollten lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach», formulierte es Weiningens alt Gemeindepräsident Hanspeter Haug.

Die Krienser Delegation reiste mit vielen Eindrücken und Erkenntnissen in die Innerschweiz zurück. Chancen, diese anzuwenden gibt es genug. Aktuell suchen Fachleute im Auftrag der vier Projektpartner Bund, Kanton, LuzernPlus und Stadt Kriens im Rahmen einer Testplanung nach Ansätzen, wie eine Stadtreparatur in Zusammenhang mit dem Bypass-Bau realisiert werden könnte. Liegen diese Ergebnisse einmal vor (Herbst 2023), geht es darum, gemeinsam konkrete Wege in der Umsetzung festzulegen.

Das Ziel ist weiterhin, für die Quartierbevölkerung durch eine ganze oder teilweise Überdeckung der Autobahn die Folgen entlang der Autobahn zu reduzieren und die «städtebauliche Wunde» zu schliessen.

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